Die digitale Welt kann süchtig machen. Oft ist uns gar nicht bewusst wie viel Zeit wir in dieser verbringen und wie viel Lebenszeit wir damit in der realen Welt verlieren. In einer Welt, die geprägt ist von immer neueren Technologien und ständiger Erreichbarkeit durch Smartphone, Tablet & Co., ist es nicht so einfach sich auszuklinken und sich eine Auszeit von dieser digitalen Welt zu nehmen. Schließlich könnten wir etwas Wichtiges verpassen. Trotzdem erkennen immer mehr Menschen die Notwendigkeit eines „Digital Detox“, also einer bewussten Pause vom Digitalen.
Die Angst etwas zu verpassen
Wir sind mittlerweile so auf das Klingeln, Vibrieren und Blinken unseres Smartphones konditioniert, dass wir ständig das Handy in der Hand haben. Dafür gibt es auch einen Namen: FOMO bzw. the „Fear Of Missing Out“, also die Angst etwas zu verpassen. Ständige Informationen durch Texte, Bilder und Videos führen zu einer Reizüberflutung und zum Dauerstress. Wir sind gedanklich immer woanders und nicht mehr konzentriert bzw. fokussiert. “Es gibt viele Menschen, die Offline-Phasen innerlich nicht mehr aushalten und dann wie bei einem Entzug auf das Handy zugreifen”, sagt Neurowissenschaftler Dr. Volker Busch. “Daran erkennen Sie, dass bestimmte Dosisgrenzen überschritten sind.”
Unser Gehirn braucht Ruhezeiten, um Informationen und Eindrücke zu verarbeiten, Gelerntes zu konsolidieren, neue Verknüpfungen zu bilden und Unnützes zu löschen. Wenn ständig digitale Medien dazwischen funken und uns mit neuen Reizen überfluten, fehlt dem Gehirn die Möglichkeit sich zu regenerieren. Und erwischen Sie sich auch manchmal dabei, dass Sie einen Film schauen und währenddessen auf dem Smartphone herumtippen? Wenn mehrere Medien gleichzeitig genutzt werden, wird es besonders problematisch. Durch das ständige Hin- und Herspringen kommt es Neurowissenschaftler Dr. Volker Busch zufolge zu einem Verlust der Arbeits- und Genusstiefe. Diese ist aber essentiell, um eine Arbeit richtig gut zu machen, aber auch um kreativ und entspannt zu sein. Fehlt diese Tiefe und werden Reize nur noch oberflächlich verarbeitet, sinken Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit dauerhaft.
Zeit also für Digital Detox!
Digital Detox – so geht’s
Einfach mal einen ganzen Tag oder auch ein ganzes Wochenende offline sein, also Handy, Laptop, Tablet und TV ausgeschaltet lassen. Hört sich leichter an als es ist. Schon nach ein paar Stunden kribbelt es wieder in den Fingern und man möchte zum Handy greifen. Wenn man es schafft, kann es Wunder wirken. Inzwischen werden sogar Digital-Detox-Camps angeboten, also Ferienlager für Erwachsene sozusagen. Und es gibt Apps fürs Handy bzw. Plug-ins für den Browser, die beim Detoxen unterstützen sollen.
Folgende Tipps können helfen:
- Keine digitalen Geräte im Schlafzimmer für einen erholsamen Schlaf oder andere Smartphone-freie Orte festlegen.
- Analoge Wecker, damit das Handy nicht neben dem Bett liegen muss.
- Nachrichten nur 1 bis 2 Mal am Tag checken.
- Online-Zeit bewusst nutzen und bewusste Offline-Zeit nehmen.
- Einfach mal das Handy zu Hause lassen, z. B. bei Unternehmungen mit der Familie.
- Einen Offline-Tag einlegen oder bestimmte Phasen festlegen, in denen das Smartphone definitiv abgeschaltet bleibt (z. B. nach 21 Uhr, um zur Ruhe zu kommen, oder direkt nach dem Aufstehen, um stressfrei in den Tag starten zu können).
- Dem Umfeld mitteilen, dass man versucht das Handy öfters beiseite zu legen und man daher ggf. etwas später antwortet.
- Pushnachrichten und Mitteilungen stummschalten oder deaktivieren oder öfters mal in den Flugmodus gehen.
- Digital-Detox-Apps zeichnen auf, wie häufig der Nutzer sein Smartphone aktiviert und was er damit macht und dienen als ersten Schritt zur Selbsterkenntnis.
Neben all diesen Tipps ist es wichtig seine Gewohnheiten dauerhaft zu ändern, um die Nutzung von digitalen Medien langfristig zu reduzieren.
Die positiven Auswirkungen auf unser Wohlbefinden
Wir können uns besser auf eine Aufgabe fokussieren und unsere Produktivität steigern, wenn wir nicht ständig abgelenkt sind. Indem wir uns von digitalen Ablenkungen lösen, können wir unsere Aufmerksamkeitsspanne verlängern und effektiver arbeiten.
Die digitale Welt hat uns zwar miteinander vernetzt, aber sie kann auch dazu führen, dass wir uns von unseren Mitmenschen entfernen. Ständiges Scrollen durch soziale Medien kann uns von realen Begegnungen und Gesprächen ablenken. Ein Digital Detox ermöglicht es uns, uns wieder auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und auf echte Verbindungen zu konzentrieren.
Also schalten Sie einfach mal ab und genießen Sie die analoge Zeit!