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Dankbarkeit – mehr als nur ein Trend

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Evolutionär bedingt neigt der Mensch dazu, Bedrohungen sowie negativen Geschehnissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken als positiven. Besonders auf das Rascheln im Gebüsch und damit auf eine potenzielle Gefahr zu achten, sicherte das Überleben eher, als den schönen Regenbogen am Himmel zu betrachten. Nun haben wir diese Zeiten längst hinter uns gelassen, wobei unser Hirn noch immer diesen Steinzeit-Strukturen folgt.

In diesem Beitrag erfährst du, was Dankbarkeit mit deinem Körper macht, wie sie dein Leben bereichert und was für Möglichkeiten es gibt, dich darin zu üben.

Stell dir einmal vor...

Wenn man die ganze Menschheit auf ein Dorf von 100 Einwohnern reduzieren würde, aber auf die Proportionen aller bestehenden Völker achten würde, wäre dieses Dorf so zusammengestellt:

60 Asiaten, 10 Europäer, 14 Amerikaner, 16 Afrikaner
52 wären Frauen, 48 wären Männer
76 nicht-weiße, 24 weiße
69 nicht Christen, 31 Christen
92 heterosexuelle, 8 LGBTQ+

1 Person würde 45% des gesamten Weltreichtums besitzen und die Person käme aus den USA. 55 hätten gar kein Vermögen,
13 wären Analphabeten,
11 wären unterernährt,
1 würde sterben,
2 würden geboren,
48 hätten ein Handy,
9 einen PC.

Wenn man die Welt aus dieser Sicht betrachtet, wird jedem klar, dass das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit, Verständnis, Akzeptanz und Bildung notwendig ist.

Denke auch darüber nach:
Falls du heute Morgen gesund und nicht krank aufgewacht bist, bist du glücklicher als 1 Millionen Menschen, welche die nächste Woche nicht erleben werden.
Falls du nie einen Krieg erlebt hast, nie die Einsamkeit durch Gefangenschaft, den Todeskampf des Gequälten, oder Hunger gespürt hast, dann bist du glücklicher als 500 Millionen Menschen der Welt.
Falls du in die Kirchen gehen kannst ohne die Angst, dass dir gedroht wird, dass man dich verhaftet oder dich umbringt, bist du glücklicher als 3 Milliarden Menschen auf der Welt, die Unterdrückung und Diskriminierung ausgesetzt sind.
Falls sich in deinem Kühlschrank Essen befindet, du angezogen bist, ein Dach über dem Kopf hast und ein Bett zum Hinlegen, bist du reicher als ⅔ der Einwohner dieser Welt.
Falls du ein Konto bei einer Bank hast, etwas Geld im Portemonnaie und etwas Kleingeld in einer Schachtel, gehörst du zu den 8% der wohlhabenden Menschen auf dieser Welt.

(Johannes Schuster)

Selbstverständliches hinterfragen

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, daher sehen wir vieles als selbstverständlich an. Egal ob es sich um Banales wie das neue Auto oder um Bedeutsames wie den Partner handelt. Dabei sind all diese Dinge alles andere als selbstverständlich, denn unsere Ressourcen und Möglichkeiten hängen auch immer von den Voraussetzungen ab, in welchen wir aufwachsen und leben.

Während es für manche ganz normal ist, dreimal im Jahr in den Urlaub zu fahren, müssen andere sparen, um dies alle zwei Jahre tun zu können. Global betrachtet können noch extremere Vergleiche angesteuert werden. So leidet in Somalia die Hälfte der Menschen an akuter Ernährungsunsicherheit, während über 50% der Deutschen übergewichtig sind und ca. 11 Mio Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll landen. Vor diesem Hintergrund erscheint uns Essen meist als wesentlich wertvoller, als wir es im Alltag wahrnehmen.

Was habe ich von mehr Dankbarkeit?

Dankbarkeit ist eine innere Haltung und Lebenseinstellung, sich über die eigene Habenseite bewusst zu werden und diese wertzuschätzen. Das bringt mehr Vorteile mit sich, als im ersten Moment vermutet wird. Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden werden enorm gefördert, denn in Momenten der Dankbarkeit passiert eine Menge im Gehirn. Zum einen wird der Neurotransmitter Dopamin ausgeschüttet, welcher Glücksgefühle auslöst und das Belohnungssystem aktiviert. Auch wird der Hypothalamus aktiv. Diese Hirnregion ist mitunter für den Schlaf-Wach-Rhythmus und das Schmerzempfinden verantwortlich und beeinflusst unsere Gefühle. So kann eine dankbare Haltung zur Linderung von Schmerzen und Schlafstörungen beitragen. Zudem hat sich ein positiver Effekt hinsichtlich Depressionen, Angst, Ärger und Stress gezeigt.

Die Reihe dieser förderlichen Wirkungen wurde in verschiedenen Studien bewiesen. Hinzu kommt, dass die Qualität unserer Beziehungen verbessert wird, denn Dankbarkeit für etwas sowie gegenseitige Wertschätzung verbindet. Damit auch du dein Leben auf diese Weise bereichern kannst, zeigen wir dir im folgenden Abschnitt einige Anreize und Tipps zur gelungenen Umsetzung auf.

Umsetzung & Tipps im Alltag

Es gibt verschiedene Wege eine dankbare Haltung zu erlangen oder um es anders auszudrücken, diese zu trainieren. Wiederholt den Fokus auf die Habenseite des Lebens zu lenken und sich an den kleinen Momenten zu erfreuen, übt das Gehirn darin, diesen Dingen automatisch mehr Beachtung zu schenken. Es wird sich also zunehmend eine optimistische Haltung einstellen, sodass es dir noch leichter fällt, die Aspekte zu erkennen, für welche du dankbar bist. Hier haben wir 3 Ideen zur Umsetzung im Alltag für dich.

Dankbarkeitstagebuch

Schnappe dir ein Notizbuch und schreibe darin ein paar Abende in der Woche auf, wofür du an diesem Tag dankbar bist. Das können ganz kleine Momente sein, sodass dir z.B. jemand zugelächelt oder die Tür aufgehalten hat. Oder dass du einen Job hast, welchem du gern nachgehst oder dass du mit deinen Kindern einen tollen Nachmittag auf dem Spielplatz verbracht hast. Alles ist erlaubt. Es gibt so vieles, worüber man sich freuen kann – man muss es nur erkennen.

Top 10 der Dankbarkeit

Überlege dir in Ruhe, für was du ganz grundlegend dankbar bist. Hier geht es eher um etwas Großes, Tiefgründiges und Essentielles. Beispielsweise ist es nicht selbstverständlich auf dieser Welt, in Frieden leben zu dürfen und über genug sauberes Trinkwasser zu verfügen. Laut einer Studie zur Werteorientierung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung in Deutschland hält ein Großteil die Familie und ein unabhängiges sowie selbstbestimmtes Leben für besonders wichtig. Erstelle dir deine Top 10 der Dankbarkeit. Dabei ist es nicht nötig, die Liste nach Priorität zu verfassen und zu ranken. Wertschätzung soll hier nicht bemessen, sondern festgehalten werden. Bewahre deine Liste auf und wirf immer mal wieder einen Blick darauf, um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.

Im Hier & Jetzt ankommen

Nun machen wir eine Kehrtwende, vom Grundlegenden hin zu den kleinen Momenten. Diese Achtsamkeitsübung kannst du nahezu überall machen, z.B. wenn du gerade auf den Bus wartest. Statt durch den Newsfeed zu scrollen, versuchst du, den Moment voll und ganz mit allen Sinnen wahrzunehmen. Hörst du Vogelzwitschern, Kirchenglocken oder den Wind brausen? Spürst du die Sonnenstrahlen oder Regentropfen auf der Haut? Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt, denn dieser Moment ist einzigartig und vergänglich, du wirst ihn so kein zweites Mal erleben. Menschen neigen dazu, im Kopf die Vergangenheit immer wieder abzuspielen oder sich Zukunftsszenarien auszumalen. Was jedoch war, können wir nicht ändern und was kommt, haben wir nie voll und ganz in der Hand. Lasse dich also auf jeden Moment ein, nimm das Hier & Jetzt an und so findest du mit Sicherheit auch in dieser Situation etwas, das Freude und Dankbarkeit in dir hervorruft. Dankbarkeit in sein Leben zu integrieren ist nicht sehr aufwändig, lohnt sich aber allemal. Probiere doch einfach mal eine Art der Umsetzung aus und lerne, das Positive anstatt das Negative in den Vordergrund zu stellen. Vor dem Säbelzahntiger sind wir schon lange gefeit. Es ist also Zeit, den veralteten Denkmustern einen kleinen Schubs auf die Sonnenseite des Lebens zu geben ☀️